„Unsere Warenannahme ist jetzt wesentlich schneller und präziser."
EMS-Dienstleister Cicor am Standort in Bronschhofen hat mit Unterstützung von CompControl sowohl seinen Wareneingang als auch seine Warenannahme automatisiert. Peter Bucher, Head of Operations, erklärt, wie sein Unternehmen damit die Flut an Materialpaketen bewältigt und wie wichtig Rückverfolgbarkeit ist.
Herr Bucher, was sind die besonderen Herausforderungen im Wareneingang beziehungsweise in der Warenannahme am Cicor Standort in Bronschhofen?
Die Engpässe am Komponenten-Beschaffungsmarkt haben im Warehouse und der Intralogistik zu einer Komplexitäts- und Volumensteigerung geführt. Man bestellt möglichst viel, um Sicherheitsbestände aufzubauen. Dadurch hat sich die Zahl an Paketlieferungen zeitweise verfünffacht, was uns dazu zwang, Prioritäten zu setzen. Das bedeutet: Man muss Pakete mit sehr dringenden Materialpositionen lokalisieren, weil sonst möglicherweise Produktionslinien still stehen. Paketinhalte mit weniger hohem Bedarf können dann später ausgepackt werden.
Was bereitet dabei konkret Probleme?
Man muss sich das mal bildlich vorstellen: Sie bekommen einen Lieferwagen voller Pakete. Und dann stehen Sie vor diesem Berg und fragen sich: „Was packe ich jetzt zuerst aus?“ Bevor wir unsere Warenannahme automatisiert haben, mussten wir jedes Paket öffnen, um zu wissen, was sich darin befindet. Und dann musste geklärt werden, zu welcher Bestellung der Inhalt gehört. Hinzu kommt, dass es gerade bei größeren Lieferanten den Trend zu Roboter-Kommissionierungssystemen gibt. Dies bewirkt, dass anstelle eines Lieferscheins ein elektronisches Lieferavis mit QR-Code im Voraus an unser Portal gesandt wird. Die Pakete enthalten dann keinen Lieferschein mehr, sondern lassen sich über die aufgebrachte Waybill oder Packaging List identifizieren. Der Vorteil dabei ist, dass ein Paket nicht mehr geöffnet werden muss, um sich über den Inhalt zu informieren. Doch man braucht ein System, das damit umgehen kann.
Und dabei unterstützt Sie CompControl?
Wir nutzen den WEControl Dome von CompControl für den Wareneingang. Doch um auch die Warenannahme zu automatisieren und die gerade beschriebenen Herausforderungen zu bewältigen, brauchten wir eine zusätzliche Lösung – also ein System, das dem eigentlichen Wareneingang vorgelagert ist. Ein solches gibt es eigentlich nicht im Angebot von CompControl. Doch als wir Herrn Limpert unsere Anforderungen schilderten, konnten wir gemeinsam mit CompControl eine entsprechende Lösung dafür entwickeln.
Wie sieht die aus?
Wenn wir Material entgegennehmen, überprüft das System direkt, zu welcher Bestellung beziehungs-weise zu welchem Lieferschein dieses passt. Wenn es mit einer Bestellung übereinstimmt, wird es unausgepackt dem Wareneingang zum Buchen übergeben. Falls es nicht passt, beginnt die Nachrecherche. Wir haben diese Lösung iWE getauft, wobei das „i“ für „intelligent“ steht.
Welchen Nutzen bringt Swisstronics dieser intelligente Wareneingang?
Wir können damit die Triage umsetzen – also das Ordnen der Waren nach Dringlichkeit und Qualitätsprüfungsbedarf. Die Pakete, deren Inhalt am dringendsten benötigt wird, werden als erstes ausgepackt. Wir sind auch in der Lage vorzusortieren. Denn wenn ein Paket zum Beispiel in Asien weg geschickt wird, wissen wir schon, was da wann bei uns ankommt. Hinzu kommt, dass unsere Warenannahme durch die Automatisierung jetzt wesentlich schneller und präziser ist. Denn Menschen ermüden und machen dann häufiger Flüchtigkeitsfehler. Des Weiteren haben wir nun ein elektronisches Archiv zu jeder Warenanlieferung – überein stimmend aus Bestellung, Lieferschein und Abbild sämtlicher Material-Label. Das System zwingt die Mitarbeiter außerdem zu einer sauberen Stammdatenpflege.
Was meinen Sie damit?
Unser Markt ist sehr dynamisch. Zulieferer werden verkauft, ändern ihren Namen oder gehen in andere Konzerne über. Und somit ändern sich auch immer wieder die Kataloge oder die Teile-Bezeichnungen. Das muss ständig nachgepflegt werden, weil das System aktuelle Daten braucht, um das Material korrekt zuzuordnen. Das macht nicht jedem Mitarbeiter wirklich Spaß. Denn der Aufwand ist schon groß. Allein hier am Standort in Bronschhofen verwalten wir etwa 16.000 Materialnummern. Aber der Aufwand lohnt sich, weil uns das auch eine tiefgehende Rückverfolgbarkeit garantiert. Und die ist gerade für uns sehr wichtig.
Warum?
Als Elektronikfertiger von Medical Devices wird von uns eine strikte Rückverfolgbarkeit auf jegliche Herstellerteile-Charge gefordert. Deren Rückführung auf den ursprünglichen Hersteller-Batch ist bei einem manuellen Wareneingang eine riesige Herausforderung – insbesondere bei Teillieferungen. Wenn es nicht möglich ist, innerhalb von Sekunden eine Auskunft zu erhalten, wird das gesamte System in Frage gestellt. Diese Anforderung lässt sich eigentlich nur mit Automatisierung lösen.
Wie bewerten Sie die Zusammenarbeit mit CompControl?
Wir hatten vorher auch mit anderen Herstellern Kontakt, die Systeme für den Wareneingang liefern. Doch die boten uns immer ihre Standardlösungen an. Wir brauchten aber ein System, das genau auf unsere Anforderungen angepasst ist. Und bei CompControl haben wir sehr schnell gespürt, dass man auf Augenhöhe miteinander spricht. Wir hatten gleich direkten Kontakt zu den richtigen Ansprechpartnern. Außerdem gehen Herr Limpert und sein Team sehr pragmatisch an ein Ziel heran. Daher war es die richtige Entscheidung, mit CompControl zusammenzuarbeiten.
Gibt es weitere Pläne, was diese Zusammenarbeit betrifft?
Innerhalb der Cicor Gruppe gibt es auch von anderen Produktionsstandorten ein großes Interesse an dem System. Vor allem gefällt den dortigen Verantwortlichen, dass die Lösung sowohl den Wareneingang als auch die Warenannahme umfasst. Denn nur der Wareneingang allein löst das Problem noch nicht, die Flut an Paketen zu bewältigen.